Und schon wieder lag die Betonung auf morgen. Heute brauchte ich das wohl wirklich nicht mehr zu erwarten. "Rebekah? Ihre Klamotten?" Sonderlich begeistert klang ich nicht. Doch noch weniger begeistert war ich darüber, dass er bei mir sein würde und das nach seinen Worten die ganze Zeit über. Selbst im Badezimmer! Das ging schon mal gar nicht. "Das ist nicht dein Ernst, Klaus. Ich will meine Privatsphäre! Vor allem wenn ich im Bad bin."

"Ich kann dir dann den Rücken zudrehen." bot ich ihr an.
Aber von diesem Punkt würde ich nicht abweichen.

Es war einfach nicht zu fassen. Mir den Rücken zudrehen? "Aber sonst geht's dir gut, ja?" Ich schüttelte den Kopf und verschränkte abermals stur und trotzig meine Arme. "Never ever würde ich dich mit ins Badezimmer nehmen. Du wirst draußen warten!" Es war mir egal, dass meine Worte ziemlich harsch rüberkamen. Ich hatte noch nie ein Problem damit gehabt in diesem nicht ganz so freundlichen Tonfall mit ihm zu reden.

"Dann gibt es für dich aber auch leider KEINE Dusche oder Badewanne." ich konnte noch sturer sein als sie. "Entweder mit mir oder gar nicht."

Auch seine Sturheit kristallisierte sich mal wieder nur allzu deutlich heraus. Tja, bei uns beiden traf Sturkopf auf Sturkopf. "Ich lasse mir von dir nicht auch  noch mein Pflegeprogramm vermiesen! Weißt du, ich bin freiwillig zu dir gekommen. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wärst du jetzt allein. Kannst du mir nicht auch ein bisschen entgegen kommen?" Ich trat näher auf ihn zu. "Bitte." fügte ich sogar hinzu und machte einen Schmollmund.

Über ihre Worte dachte ich nach und kam zu dem Entschluss das sie recht hatte. "Stimmt , du bist freiwillig hier . Mehr oder weniger. Gut ich warte vor der Tür, aus dem bad gibt es nur diesen einen Ausgang."

Erwartungsvoll schaute ich ihn weiter mit meinem Schmollmund an. Letzten Endes konnte ich ihn sogar umstimmen. Er gab nach und ich lächelte stolz vor mich hin. "Eher weniger, aber freut mich, dass du noch zur Vernunft gekommen bist. Ich meine, das Bad hat doch sicher auch ein Fenster, oder nicht? Aus jenem kann ich dann ja springen." scherzte und ärgerte ich ihn etwas. Vermutlich hatte das Bad gar kein Fenster. Und falls doch, dann hätte er sicher nicht nachgegeben. Außerdem sollte ich solche Scherze wohl besser unterlassen, nicht dass er sich am Ende doch wieder querstellen würde.

"Kein Fenster und der Luftschacht ist ein wenig zu eng für dich mein Schatz." informierte ich sie mit einem Grinsen.

Kein Fenster, das hatte ich mir schon gedacht. Sonst hätte er sicher nicht so schnell nachgegeben. "Hmm, vielleicht mache ich mich ja ganz, ganz dünn, um da durch zu passen." entgegnete ich nur frech. Dann verfinsterte sich meine Miene etwas. "Ich bin nicht DEIN Schatz."

ich brauchte mir keine Sorgen machen , sie passte durch diesen Schacht nicht durch. "wie soll ich dich denn nennen ?" fragte ich sie dann.

"Du kennst meinen Namen." erwiderte ich. "Aber ich bin nicht dein Schatz, oder deine Süße, oder sonst was. Auch Liebes kannst du dir sparen." fing ich an, ihm Bezeichnungen mitzuteilen, die ich aus seinem Mund nicht mehr hören wollte.

Sollte mich das jetzt jucken ? "Ich nenne dich aber viel zu gerne meinen Schatz." erklärte ich ihr.

Laut und genervt seufzte ich auf. Wahrscheinlich wäre ich ihm nur zu gerne an die Kehle gesprungen. "Ich will aber nicht dein Schatz sein beziehungsweise so genannt werden! Gefällt dir mein richtiger Name nicht?"

"Doch , doch. Dein Name ist wunderschön , so wie Du." erklärte ich ihr. "Aber Schatz ist immer noch mein Favorit."

Genau so schön wie ich es war? Oh Gott! Nie konnte ich anders, als mit den Augen zu rollen, wenn er so schräge Sachen sagte. "Stopp!" kam es dann etwas lauter als beabsichtigt aus meinem Mund. "Mein Favorit ist es nicht. Entweder du sagst Caroline oder gar nichts. Schatz darf mich wenn dann nur mein Freund nennen. Aber nicht du!"

"Aber ich werde mal dein fester Freund sein." behauptete ich stur und zwinkerte ihr zu.

Beinahe hätte ich jetzt aufgelacht. Er würde mal mein fester Freund sein? Das war eigentlich gar nicht zum Lachen. Es beängstigte mich eher. "Du scheinst dir da ja sehr sicher zu sein. Aber ich kann dir sagen, dass das nicht eintreffen wird. Weder heute, noch morgen, noch in einem Jahr oder in tausenden von Jahren. Du wirst niemals mein fester Freund sein und ich nie deine Freundin. Wie kommst du nur auf so einen Schwachsinn?"

"Weil DU halt MEINE Seelengefährtin bist, ob du es willst oder nicht." unterbreitete ich ihr. Mehr brauchte es nicht um sie über alles wichtige zu informieren.

"Bin ich nicht!" behauptete ich sofort stur. "Das bildest du dir alles ein." Er war echt noch verrückter, als ich dachte. "Hast du schon mal über eine Therapie nachgedacht? Du könntest echt einen Therapeuten, oder sowas gebrauchen." kam es etwas unfreundlich über meine Lippen. Er und eines Tages mein fester Freund, also wirklich. Never ever.

"Wir könnten ja dann eine Paartherapie machen, dass könnte dir bei der Akzeptanz helfen." warf ich sofort ein.

Eine Paartherapie? Wieder wirkte ich so, als ob ich gerade einen Geist gesehen hätte. "Träum weiter." Er drehte und wendete sich wirklich alles so, wie es ihm passte und er war tatsächlich der festen Überzeugung, dass ich ihn mal als Freund ansehen würde. Als festen Freund. "Wir werden niemals sowas wie ein Paar sein. Also nein, keine Paartherapie. Ich muss nichts akzeptieren."

Ich zuckte kurz mit meinen Schultern. "Du wirst es schon noch irgendwann begreifen." sagte ich ihr meine feste Meinung.

Und wieder hörte er sich ziemlich sicher an. Ich hingegen war anderer Meinung. Aber unsere Meinungen gingen ja sowieso oft auseinander. "Ach, hast du etwa vor mich so lange hier zu behalten, bis ich es begriffen habe? Bis ich mich mit dem Gedanken, dass es ein uns geben wird, angefreundet habe?"

Erneut zuckte ich mit den Schultern.
"Wer weiß, kann schon sein. Meiner Meinung nach wird es nicht all zu lange dauern." verkündete ich ihr.

"Kann schon sein?" wiederholte ich fragend und schaute ihn nicht gerade begeistert an. Aber das war auch nichts Neues mehr. Seit ich hier war, war ich sowieso über so gut wie gar nichts begeistert. Erst recht nicht über ihn und seine Ideen beziehungsweise Pläne oder zukünftige Voraussagen. "Es wird dauern, das kann ich dir versichern. Es wird Jahre dauern, vielleicht Jahrzehnte, oder Jahrtausende und selbst dann wird sich nichts ändern. Und eigentlich habe ich nicht vorgehabt so lange hier zu sein."